Leben und Reisen mit Typ 1

Dienstag, 30. Mai 2017

Höhenwanderung mit Schuss ins Tal

Wandern mit Diabetes? Eigentlich kein Problem- wenn man blutzuckertechnisch gut vorbereitet ist und auf ein paar Dinge achtet. Bei mir lief es dieses Mal leider nicht ganz so reibungslos ab...



Angefangen hat alles kurz nach dem Frühstück, als mein Blutzucker sich dazu entschlossen hat, wie ein Pfeil in die Höhe zu schießen. Normalerweise habe ich den Dreh mit dem Spritz- Essabstand ganz gut raus und hatte die letzten Tage nach dem Frühstück sogar kaum einen Wert ueber 200. Doch dieses Mal kletterte mein Zucker auf die 350mg/dl hinauf, ohne dass ich allzu große Kohlenhydratbomben gegessen hatte.

Dieser Wert änderte sich auch nicht großartig, als ich 2 Stunden später mit meinen zwei Mitfreiwilligen (meinem Freund Mathes und gemeinsamen Freund Anton) in der Schlange stand, um mit der Gondel hoch zum Pichincha zu fahren, dem Hausberg von Quito.

Nicht der beste Wert um eine Wanderung anzugehen


Oben angekommen wechselte ich erstmal meinen Katheter, man weiß ja nie. Außerdem fing ich an, Korrektur abzugeben, und das nicht nur einmal. Eine fatale Entscheidung, denn auch wenn der Wert sich nach einer halben Stunde immer noch im 300er Bereich befand, sackte er nach einer Stunde ab, und wie er absackte!- mit drei Pfeilen nach unten. Eigentlich auch kein Wunder auf 4000 Metern Höhe und ich hechelnd wie ein Hund.

Katheterwechsel auf 4000m Höhe


Nach einer Weile befand ich es dann doch als ganz gute Idee, mich einmal in den Finger zu pieksen, da die Sensorwerte bekanntlicherweise etwas hinterherhinken. Das Ergebnis 93mg/dl bei 4 Einheiten Insulin, die noch wirkten!! (Der Stand des Sensors war 188mg/dl). Oh Oh. Ausgerechnet befanden wir uns gerade auf der Mitte der Wanderung- praktisch mitten im nirgendwo. Langsam kroch Panik in mir hoch und ich erklärte meinen Mitwanderern lieber noch einmal, wie die Notfallspritze funktionierte. Ich fraß alles Süßes in mich hinein, das ich in die Hand bekam (Gatorade, Banane, Traubenzucker, 1/2 Stück Kuchen und ein paar Cracker). Zudem schmiedeten wir schon einen Plan, ob einer der Jungs schon einmal vorauslaufen sollte, um in Notfall irgendjemanden Bescheid sagen zu können. Aber wie könnte mir hier oben geholfen werden? Hubschrauber?
Meine Gedanken drehten sich um eine passende Lösung, allerdings merkte ich auch noch keine Anzeichen für eine Unterzuckerung. Als wir schon umgekehrt sind, maß ich noch einmal meinen Zucker; 136mg/dl. Gar nicht so übel, ich hatte Schlimmes erwartet. Also doch die Wanderung fortsetzen? So schnell wollte ich den Diabetes nämlich nicht gewinnen lassen. Vorsichtshalber zählte ich noch einmal die BEs, die sich noch in meinem Rucksack befanden, ungefähr 6BEs. Damit lässts sich doch arbeiten. Also sind wir weiter gestiefelt und mein Zucker hat sich ausnahmsweise ganz ordentlich verhalten.



Zwar sind wir nicht zum höchsten Punkt aller Punkte gewandert, doch für mich war es wichtig, trotz meines kleinen Absturzes weiterzugehen. Tja Diabetes, so leicht kriegst du mich nicht. Ich fühlte mich, obwohl ich wahrscheinlich nicht die sportlichste Figur abgab, wie ein Super-Sportler und Gewinner.
Schließlich kamen wir an unserem Ziel an und mein Wert befand sich ganz brav bei 133mg/dl, als ob nie etwas gewesen war.

Blutzuckerkurve waehrend des Wanderns laut Sensor


Hier nun ein paar diabetische Tipps für euch, falls ihr auch eine solche Wanderung plant:
  • Startet am besten mit einem konstanten und etwas höherem Wert; ich persönlich würde als Richtwert 200mg/dl nehmen
  • Reduziert die Basalrate mind. um die Hälfte, je nachdem, wie sich die Anstrengung auf euren Blutzucker auswirkt
  • Messt zwischendurch euren Blutzucker! Auch wenn ihr das Glück habt, ein CGM zu tragen, kann es sein, dass das System ganz schön hinterherhinkt
  • Nehmt einen Haufen Kohlenhydrate mit; schnelle wie auch langsamwirkende. Ich empfehle Saft oder richtige Cola, Banane, Traubenzucker, Müsliriegel, Cracker, Brot
Was sind eure Tipps für eine erfolgreiche Wanderung ,ohne, dass der Diabetes Ärger macht?










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