Xletix- Mit der Insulinpumpe durch den Schlamm

Gemeinsam zählten wir runter: „ 5,4,3,2,1...LOS!“ Und wir liefen los. Noch ahnte ich nicht, was mir bevorstand.

Die Challenge

10.000 Teilnehmer, 12km, 25 Hindernisse und ein Strand. 
Schon lange freute ich mich auf meine erste Xletix
Challenge in Grömitz, zu der mich meine Freundin Julia überredet hatte. Natürlich entschieden wir uns gleich für die M-Distanz von 12km.

Die Vorbereitung 

Mit den 12km wars das allerdings noch nicht, denn die Strecke hielt insgesamt 25 Hindernisse für uns bereit, von denen nicht wenige mit viel Schlamm zu tun hatten. Also musste ich mir einen Plan für meine Pumpe überlegen: 
Abmachen oder doch dran lassen? Schließlich ging ich auch
mit ihr schwimmen, allerdings eher im sauberem Gewässer.

Ich beschloss, alles dran zu lassen. Sensor abgeklebt , Pumpe im Tütchen und Messgerät im Laufgurt, in dem ich außerdem alle möglichen Kohlenhydrate mit mir führte: Müsliriegel, Flüssigtraubenzucker, Dextro und was das Diabetikerherz noch so begehrte.

Kurz vor Start lag mein BZ bei 250mg/dl. Sicherheitshalber 
aß ich noch einen Müsliriegel und eine Banane.


Los gehts!

Zusammen joggten Julia und ich zum ersten Hindernis, bei dem uns im wahrsten Sinne des Wortes die Luft wegblieb, denn wir mussten ernsthaft in eine Tonne mit Eiswasser steigen inklusive Eiswürfel, um unter einem Balken hindurch 
zu tauchen. Holy…!

Überraschenderweise hielten Pumpe und Sensor Verbindung, jedoch verriet mir ein Blick darauf einen BZ von 174mg/dl mit drei Pfeilen nach unten. Und wir waren erst bei Kilometer 4.

Damit hab ich nicht gerechnet, da selbst beim Triathlon, bei dem ich mich gefühlt viel mehr verausgabe, ein anfänglicher Wert von 250mg/dl plus 10-20g Kohlenhydrate im Laufe des Wettkampfes völlig ausreichen. Vermutlich trieb entweder 
das Eiswasser oder die ungewohnte Belastung durch die 
Hindernisse meinen BZ gen Keller.

Also fing ich an, meine Kohlenhydrate zu knispeln, während wir locker weiter liefen.

Als wie befürchtet auch noch Pumpe und Sensor aufhörten zu kommunizieren, legten Julia und ich einen kurzen Stopp ein, um blutig zu messen. Dies erwies sich jedoch als alles andere als einfach, wenn man gerade durch den Schlamm gekrochen war und der ganze Körper damit bedeckt wurde. 

Also wartete ich noch den nächsten Kilometer ab, bis wir glücklicherweise von einem Steg ins Meer springen mussten
und so wieder halbwegs sauber waren. Ich zückte mein 
Messgerät, es piepte einmal und ging wegen mangelnden Akkus wieder aus. Na toll, hätte ich es bloß vorher aufgeladen...

Rettungssanitäter ohne Traubenzucker 

Langsam kroch ein ungutes Gefühl in mir hoch. Alle Vorräte waren aufgefuttert und ich hatte null Ahnung, in welchem 
Bereich mein BZ lag. Niedrig, vermutete ich. Stehen bleiben 
und aufgeben? Auf keinen Fall. 

Endlich passierten wir eine Versorgungsstation, bei der ich 
wie ein Tier alles verschlang, was mir in die Finger kam. In nicht allzu weiter Ferne entdeckten wir außerdem einen 

Krankenwagen. Super, dachte ich, können die Sanis kurz meinen BZ messen und mir bei Bedarf noch ein bisschen Traubenzucker in die Hand drücken. Bedarf hatte ich, wie 
der Wert von 99mg/dl zeigte, aber die Sanis keinen 
Traubenzucker. Wie zur Hölle ist es möglich, dass ein Krankenwagen keinen verdammten Traubenzucker besaß?! 

Verzweifelt durchsuchte ich noch einmal meinen Laufgurt nach etwas Essbarem und fand schließlich zwei Dextros , durchweicht und mit einer Nuance
Schlamm. Yum!

Das Ende in Sicht 

Die ersten 6km waren geschafft und auch die nächsten 6 ließen wir unbeschadet hinter uns, mit Hindernissen und einer weiteren Versorgungsstation. Die einzige verbleibende Herausforderung waren die sämtlichen KHs, die mir schwer im Magen lagen und ab und zu versuchten, sich den Weg nach oben zu bahnen.

Völlig fertig, aber überglücklich errreichte ich in Julias Schlepptau das Ziel. Selbst der Katheter klebte noch da, wo er hingehörte.

Wieder einmal war ich froh, dem Diabetes gezeigt zu haben, wo der Haken hing. 

Nichts ist unmöglich!