Leben und Reisen mit Typ 1

Freitag, 18. August 2017

Langstreckenflüge und wie man das mit der Basalrate machen könnte

Vor gut einer Woche ging es endlich zurück in die Heimat nach 11 Monaten Ecuador. Route: Quito-Miami, Miami-London, London-Hamburg; Reisezeit: 24h. Halleluja! Wie ich das diabetes-technisch geregelt hab, erfahrt ihr jetzt.




Nachdem ich wie immer meine Diabetes-Utensilien auf meine zwei Koffer verteilte und das Insulin+einen kleinen Vorrat in mein Handgepäck stopfte (man weiß ja nie, wie lange man wirklich unterwegs ist), blieb da nur noch die Frage, wie ich meine Basalrate für die lange Reise verändern sollte und wann und wie ich die Uhrzeit in der Pumpe umstellen würde.

Bevor ich 2013 in die USA flog, hatte ich genau über dieses Thema ein intensives Gespräch mit meiner Diabetologin- was ich mir davon merken konnte: Null. Über bestimmte Basalratenreduzierungen während gewisser Stunden bis zur versetzten Zeitumstellung an den darauffolgenden Tagen..klang in meinen faulen Diabetikerohren zu kompliziert. Letztendlich habe ich es auf meine Art gemacht, nämlich nichts reduziert, ein paar Wecker gestellt, mehr gemessen als üblich und bei Ankunft die Uhr mit einem Schwung auf die Ortszeit umgestellt- wenn schon, denn schon. Geklappt hat es allemal.

Nun wollte ich mich aber doch nochmal informieren, denn es wäre ja fast lachhaft, ein Jahr Ecuador zu überleben, aber aufgrund von Diabetes-Komplikationen es nicht nach Hause zu schaffen. Zuerst stieß ich auf die Seite von „Accu Check“ :

"Allgemein gilt: Verlängert sich der Tag erheblich, brauchen Sie mehr Insulin- evtl. eine zusätzliche Injektion. Umgekehrt verringert sich die Dosis, wenn sich durch den Flug der Reisetag stark verkürzt.
Ost-West-Flüge: Der Reisetag verlängert sich z.B. um 6Std., d.h. Um etwa 25%. Der Insulinbedarf steigt entsprechend.
West-Ost-Flüge: Der Reisetag verkürzt sich z.B.um 6Std., d.h. Um knapp 25%. Der Insulinbedarf verringert sich entsprechend."

-Aha, eigentlich logisch. Und was ist mit der Uhrzeit?

  1. "Die erste Nacht nach der Ankunft bleibt die Einstellung der Basalrate unverändert.
  2. Am Morgen sollte die niedrigste Basalrate (in der Regel zwischen 23:00 und 3:00 Uhr) als konstante Basalrate programmiert werden. Während diese verwendet wird, muss der Blutzucker häufig kontrolliert und gegebenenfalls über Boli korrigiert werden. (…)
  3. Wenn sich der Organismus nach drei tagen umgestellt hat, wird erneut die ursprüngliche Basalrate einprogrammiert und die Insulinpumpe auf Ortszeit umgestellt. (…) „

Mh, wenn man auf Nummer ganz vorsichtig gehen möchte, ok, bei mir würde es wahrscheinlich aber besonders am Frühstücks-Bolus fehlen mit entsprechender Hammer-Kurve nach oben...

In einem Forum habe ich noch folgendes zum Thema gefunden:

„ Eigentlich geht das ganz einfach...bei Landung in den USA die Uhr in der Pumpe 2 Stunden zurückstellen, 2 Tage später wieder und am 6. Tag nochmal...sollten es mehr als 6 Stunden Zeitdifferenz sein, dann nochmals nach 2 Tagen die Uhrzeit entsprechend anpassen- bei der Rückreise die gleiche Prozedur.“

-Also einfach ist für mich was anderes...

 Schlussendlich habe ich es dieses Mal wieder auf meine Art und Weise gemacht und ich bin lebend in der Heimat angekommen (jedoch keine Garantie für andere!). Wahrscheinlich ist es wirklich sinnvoll als Tiefschläfer sich ein paar Wecker zu stellen, bei Boli eher vorsichtig zu sein und vielleicht sogar dafür zu sorgen, dass irgendjemand Bescheid weiß.


Ich bin mit einem 160er Wert gestartet, kurz vorm ersten Abflug jedoch ohne Essenszufuhr auf 280mg/dl geklettert, was wahrscheinlich durch meine Aufregung und Vorfreude auf zuhause zu begründen war. Die Werte haben sich kurze Zeit später jedoch wieder eingependelt und blieben weiterhin unauffällig/normal. Die leckeren Flugzeugmahlzeiten und die vielen Snacks habe ich dankend angenommen und aufgemüffelt und laut meiner Blutzuckerkurve super eingeschätzt. Zuckertechnisch und auch sonst mehr als zufrieden wurde ich in Hamburg von meiner Familie in die Arme geschlossen. Am Nachmittag gab es Torte und am Abend wurde auch noch gegrillt, und obwohl ich mittlerweile 24h durchgegessen hatte, verhielt sich mein Diabetes äußerst vorbildlich.

Startwert- los geht's!

Aufregung?!

Dinner im Flugzeug: Reis mit Hühnchen, Salat, Brötchen, Cheesecake und Weißwein
Frühstücks-Snack in London: Quark mit Früchten und einen Ginger-Shot



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