Leben und Reisen mit Typ 1

Montag, 24. April 2017

Marienkäfer und Hypos

Eigentlich wollte ich meinen ersten Blogeintrag ja ueber etwas relativ Schönes verfassen, doch ich habe mich dazu entschlossen, über heute zu schreiben und heute war nicht schön. Denn heute war einer dieser Tage, in dem der Diabetes macht, was er will.





In einem Küstendorf in Ecuador arbeite ich als Freiwillige an einer Schule. Heute war allerdings ein schülerfreier Tag, sodass ich mit zwei weiteren Freiwilligen die Außenwand eines Klassenzimmers bemalte. Gerade als ich die Flügel meines schönen Marienkäfers zeichnete, merkte ich, dass die Linien nicht mehr allzu gleichmäßig waren. Oh Oh. Mein Sensor hatte sich natürlich am Morgen schon verabschiedet. Also Messgerät raus, pieks, Finger abgelutscht, 3...2...1...51mg/dl! Warum?! Dass Wände anmalen als Sport zählte, war mir neu. Also kramte ich meinen besten Freund die Pepsi aus meiner Tasche. Und nicht nur diese, sondern auch einen Apfel, Cracker und Brot. Damit legte ich mich auf den Boden und mampfte mit meinem brummenden Kopf vor mich hin.



Eine halbe Stunde später sah die Welt schon wieder besser aus und mein Zucker auch, der allmählich auf die 90mg/dl zukletterte. Deshalb schnappte ich mir wieder den Pinsel und malte die Flügel weiter- bis mir erneut der Schweiß auf der Stirn stand. Dass das Hypo-Schweiß war, ist hier manchmal gar nicht so einfach zu erkennen bei den alltäglichen Temperaturen von ca. 30 Grad. Doch als sich dieser mit ein bisschen Schwindel vermischte, wurde es mir klar. Nun verstand ich die Welt wirklich nicht mehr. 59mg/dl, na toll. Wie können so viele gegessene BEs nicht anschlagen?! Bin ich geheilt? Kleine Träne abgedrückt, wieder hingelegt und brav noch mehr gegessen. Dass man in solchen Situationen nur noch wenig Lust hat zu essen, könnt ihr wahrscheinlich nur zu gut verstehen, zumal ich zwei Stunden zuvor ziemlich lecker (und nicht wenig) gefrühstückt hatte.

An Tagen wie diesen bin ich ziemlich verzweifelt, nämlich weil der Diabetes macht, was er will und ich keinen vernünftigen Grund finden kann. Rücksicht auf mich nehmen? Nee!

Der Marienkäfer muss für heute wohl oder übel erstmal nur mit einem Flügel auskommen. Denn nach dieser Tortur fuhr ich erstmal nach Hause und legte mich ins Bett.

Dieser Vormittag war im wahrsten Sinne des Wortes voll für den (Hy)Po.

1 Kommentar:

  1. Was für eine tolle Idee Henny,einen eigenen Blog ins Netz zu stellen! Und so ein kreativer Start: dein Logo ist super!Ich freue mich mit dir,dass deine Gedanken zu guten und schlechten Tagen mit deinem ungebetenen Dauergast namens Diabetes hier einen Platz finden werden. Zum einen tut es dir sicher gut,dir so manche Verzweiflung,Frust und Ärger von der Seele zu schreiben und mit Lesern zu teilen; zum anderen bist du mit deiner so warmherzigen,fröhlichen,offenen und optimistischen Art so wohltuend ansteckend! "Geht nicht" gibt es für dich nicht,du setzt alles um,was dir wichtig ist und lässt dich von deiner Erkrankung nicht ausbremsen.Dabei denke ich im Moment und auch rückblickend vor allem an deine langen Auslandsaufenthalte und Reisen,die besonders in den Entwicklungsländern generell und besonders gesundheitlich eine große Herausforderung sind-auch für mich,weil du dich dem stellst ; ) Ich bewundere deinen Mut und deine Energie,alles anzupacken;bin so stolz auf dich! Hab dich lieb,deine Mum

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